mit dem Womo Europa und die Welt kennenlernen
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Aufbruch nach Portugal

Im November war plötzlich viel action: seit im Februar der Krieg gegen die Ukraine begonnen hatte warteten wir vom AK Asyl in Schrozberg auf ankommende Ukrainer. Wir hatten eine Gruppe "HiSoS" gegründet, Hilfe für Soziales in Schrozberg, und trafen uns montags um 19 Uhr zum Friedensgebet. Aber es kamen keine Ukrainer nach Schrozberg, also kündigte ich das Friedensgebet und am selben Mittwoch bekam ich die Nachricht, dass 2 Familien am Freitag nach Schrozberg kommen werden. Jetzt musste alles sehr schnell gehen, und wir waren schnell: in 3 Tagen hatten wir eine leere Wohnung so möbliert, dass eine Familie mit 6 Personen einziehen konnte. Die andere Familie konnte in eine komfortabel eingerichtete 3-Zimmer-Wohnung mit 7 Personen einziehen. Eng beisammen.

Ich hatte für die Reise um die iberische Halbinsel mir noch 1x Bettwäsche und 1 Handyhalter fürs Fahrrad bestellt, ausserdem eine SIM-Karte mit großem Volumen für die Überwinterung in Spanien. Alles sollte noch am Freitag im November ankommen. Dann kam Meldung der Verzögerung. Ich fuhr mit dem iQ nach FFM um eine Motorradscheibe für Marco abzuholen, geplant hatte ich, sie auf der Hinfahrt mit dem Womo mitzunehmen, aber wann werde ich loskommen?

Am Mittwoch war es dann so weit: ich konnte noch bis Belfort fahren. Stand auf dem mir bekannten SP in der Stadt, war aber zu lang für die Plätze, stieß mit der AHK hinten an die Mauer und streckte meine Schnauze vorne auf den Fahrweg. Nächsten Morgen bei Dunkelheit los, ich wollte bis nach Villeneuve sur lot, fuhr bei -5.5° im Eisnebel und kam bis 16:30 bis Limoges. Dann wären es nochmal 3h Fahrt gewesen, da habe ich aufgegeben und mir einen SP gesucht. Limoges hat keinen, in der Nähe sollte es einen geben in einem Dorf am Fluss, Dorf und Fluss fand ich, aber es gab keinen SP. Und wie schon in Belfort gab es auch KEIN INTERNET!. Also kurzerhand in einer Linkskurve hinter einem Container-LKW am Rand geparkt, gegessen und geschlafen, gut, nur das Geschaukel durch den Fahrtwind der vorbeifahrenden Autos nervte.

Am Freitag wieder so früh los, damit ich noch vor Mittag bei Marco bin. Hat geklappt, aber bei der nächsten Fahrt lasse ich wieder MAUT zu, so war es zwar sehr schöne Landschaft, aber die französischen Landstraßen sind verdammt eng und es ziieehhtt sich!

Auch in Villeneuve gibt es kein Internet! Hunderte von Anschlüssen sind rund 8 Tage lang gestört. Aber mein Handy ging jetzt wenigstens. Ohne Internet kann ich kaum sinnvoll durch Nordspanien reisen und Sehenswürdigkeiten bei SPs finden. Jetzt kann es nur noch besser werden.

Die geplante Gesamtstrecke ohne Nordspanien bis Portimao sind rund 2620km.

Sa 10.12. Bin aufgewacht bei Aussentemperatur von +4° in Südfrankreich, Brrrrr! Dann mit dem E-Bike nur 1km, Finger steifgefroren trotz Handschuhen, Augen tränen wegen des eiskalten Westwinds trotz guter Sportbrille. Kopfhaube zuhause vergessen, also nur den Fahrradhelm. Hoffentlich wird es bald wärmer. Am Nachmittag Ausflug mit den Motorrädern zu einem Händler, der die neueste MotoGuzzi ausstellte (ab Di Testfahrten). Ich saß als Sozius hinter Marco auf der Stelvia, dick bekleidet und dennoch waren wir nach 1jh Fahrt reichlich steif wegen der Kälte. Wie steif, das merkt man, wenn man irgendwie aus des Soziussitz runter muss. Hier drei Fotos, Das letzte war der Tagesabschluss im Billiardsaal.


beim Guzzihändler Salles

So 11.12. Es bleibt kalt, Kartenspielen, Service für Workstation, abends kommt der Nachbar (links im 1. Bild) vorbei, er hat im Frühjahr Asturien bereist und davon sehr schöne Bilder gemacht. Ich habe mir von ihm die schönsten Orte nennen lassen und in meine Planung einbezogen.

Mo 12.12. Kälterekord im nahe gelegenen Toulouse: -6°C. A, besten, man macht was zuhause, z.B. Rechnerpflege.

DI 13.12. Ich breche um 9:30 auf Richtung San Sebastian. Durchquere die Landes und damit die Landschaft, die jeden Sommer von den verheerenden Waldbränden betroffen ist. Manche Brandflächen aus den vorhergegangenen Jahren sind am jungen Aufwuchs zu erkennen, die von diesem Sommer sind geräumt und z.T. eingesetzt. Auf diesem Boden aus Sand und Torf kann man eigentlich nichts anderes wachsen lassen. Die Grenze zu Spanien, entschuldigt: autonomen Provinz der Basken, merkt man nur an den plötzlich auftauchenden Beschriftungen in einer für uns unverständlichen Sprache. Der Streifen entlang der Biskaya ist das grüne Herz Spaniens, geprägt von vielen steilen Bergen, den in die Täler gezwängten Dörfern oder Städten, vor allem aber über die Unmenge an Straßen und Autobahnen. Als ich erstmals hier war, mit dem Nissan Terrano und dem Iglu, da konnte ich noch an der Küste entlang fahren, kam an's Meer und konnte parken. Heute ist das leider für ein Wohnmobil über 8m nicht mehr möglich. Ich habe aus dem Stellplatzführer meine SPs herausgesucht und als Ziel an Sygic übergeben, aber leider kennt Sygic nicht alle Hausnummern bei den Plätzen, und noch viel schlimmer: die Plätze sind bisher ausnahmslos nicht geeignet für solche Länge. So kurvt man auf der Straße durch San Sebastian, Bilbao usw. und findet weder einen Stellplatz noch einen ausreichenden Parkplatz. Ja, nicht einmal einen Platz um kurz anzuhalten und das Navi neu zu programmieren! Alle meine geplanten Ziele habe ich auslassen müssen, auch die 2 Plätze, von denen aus ich  mit dem E-Bike fahren wollte, waren nur durch "kriminell" enge Wege erreichbar, ich bin dann doch weitergefahren. Die Nacht auf Mi habe ich auf einem Parkplatz neben einem Zirkuszelt gestanden, mit dem Heck habe ich die hochgewachsenen Pflanzen gedrückt und meine Schnauze wieder auf die Fahrbahn gestreckt. Es ist alles heil geblieben. So ging es auch am

Mi 14.12. weiter. Jetzt bin ich in's Inland abgebogen zu den Picos del Europa. Bin an 2 brauchbaren Plätzen vorbeigefahren, konnte nicht halten wegen der Nachfolger, und stehe jetzt an einem Lagerplatz für Kanalisationsrohre entlang der engen Straße nach Riano. Um 16 Uhr habe ich aufgegeben, denn bis Riano wären es noch 1.5h gewesen, aber auf dieser engen Gebirgsstraße kann man nicht nachts mit dem Womo fahren.

2022_12 Baskenland

Do 15.12. Das ist der erste gelungene Tag im Baskenland. Ich bin dem Trubel an der Küste entflohen und in's Inland gefahren, rechts von mir sind die Spitzen Picos de Europa, links die "kleineren", dazwischen eine tiefe Schlucht mit kurviger, enger Straße. Gerade als ich loswollte stoppte ein Tanklastzug bei mir, die Fahrer rauchten eine und machten einen "Ölwechsel". Dann habe ich mich an sie gehängt, mit Abstand! Eine herrliche Strecke für Alpenfans. Es ging über Riano hinaus an Leon vorbei (die Gaudi-Kathedrale war nicht zu sehen), also auch an Astorga vorbei nach Las Medulas. Hier hat mich ein Foto der Landschaft im ADAC-Kartenblatt angesprochen. Ich habe mich durch engste Sträßchen hinaufgekämpft und musste dann feststellen, dass der erwartete Kessel aus roten Felsen nicht zu finden ist. Das Museum in Carracedelo ist für mich keine Alternative. Also weiter über O Barco... davor aber erst einmal wieder übernachten!

Fr 16.12. Morgens war es kalt, das Gas war aus, nochmal im Bett einkuscheln und warten, bis es draußen hell wird zum Flaschenwechsel. Der war aufwändig, denn ich hatte eine volle spanische Flasche in der Garage, dazu musste aber erst das Fahrrad raus, und das war bei den bisherigen Übernachtungen wegen des Platzmangels nicht möglich gewesen. Hier oben auf dem Plateau waren die Laubbäume dick mit Flechten bewachsen, die Nadelbäume (Zedern??) groß und stolz, das ganze in einem Regenwald. Zwischendurch kam dann wieder eine große Fläche, die vom Waldbrand zerstört war. Dann von A Rua über den Covelo (1052 m) nach A Gudina und auf die Autobahn nach Villa Real. Der erste Ort in Portugal war Chaves. Hab mal wieder eine kleine Stadtrundfahrt mit dem Womo gemacht. Dann nach Vila Real mit Stadtrundfahrt, auch keine Altstadt zur Besichtigung. Jetzt weiß ich, dass man diese Regionen nur mit kleinem Womo und Roller besuchen sollte. Ich hätte jedesmal rund 10 km vor der Stadt parken und dann mit dem E-Bike hin- und zurück fahren sollen. Aber bei dem Regen? Alle Täler lagen unter dicken Wolken und die Wiesen standen unter Wasser. Ein Stellplatz in Sta. Marta de Pena sollte mein Ziel sein. Ich hab ihn gefunden, ca. 6 Plätze ausreichender Größe mit Säulen für Strom, Wasser, Abwasser, bezahlbar mit Münzautomat. Beschreibung nur auf Portugiesisch, Funktion keine! 1€ eingeworfen, hat das Kontingent nicht erhöht, kam aber auch nicht mehr heraus. Nun wollte ich runter in's  Douro-Tal. Von Peso da Regua den Douro hinauf sollte eine empfehlenswerte Strecke sein. Ich bin bis Pinhao gefahren, wieder sehr eng, kein Platz zum Anhalten. Dort umgedreht und zurück bis zu Sandeman's. Wenn man schon am Douro fährt und Pause machen möchte, dann doch am liebsten essen und einen Wein trinken, also parken. Aber der einzige freie Platz, auch noch vor einem Lokal, quälte mit der zu tief eingestellten Markise mein Dach!. Nix war's mit einem schönen Rotwein aus der Region oder einem Porto. Zähneknirschen bin ich wieder ganz hoch auf den Berg in Richtung Guarda gefahren, dort stehe ich nun am Gipfel über Nacht. Die Ausblicke von oben hinunter in das tief eingeschnittenen Douro-Tal mit den Rebhängen waren wirklich grandios, aber Bild habe ich davon keines machen können. Ab Morgen geht es mehr auf den Autobahnen nach Süden.

von Las Medulas bis südl. des Douro